*In dieser Mappe befinden sich sämtliche Aufzeichnungen zur Gefallenen Schwester Aurelis Marexia die von Liliana Levar der Obersten Matriarchin verfasst wurden*

2. Wassertag im Erntemond des Jahres 7986

Es war bis zum Mittag ein vollkommen normaler Tag ehe es am Haupttor läutete und vor den Toren zwei Herrschaften mit einem jungen Mädchen vierzehn Sommer alt standen. Die Herrschaften teilten mit, dass Sie ihrer Tochter gerne Disziplin und Gehorsam einimpfen wollen, da sie in Zukunft die Ländereien der Familie übernehmen solle. Natürlich waren wir als Schwesternschaft gewillt die Familie zu unterstützen, denn dafür sind wir schließlich da und können auch den Glauben weiterverbreiten, denn unser Ansehen sollte schließlich weiterwachsen. Ich wollte mir natürlich erst einmal ein Bild von dem Mädchen machen und ihr alles zeigen, aber ich merkte sehr schnell, dass dies kein einfaches Unterfangen werden würde, denn bereits kurz nachdem ich ihr die ersten Räumlichkeiten gezeigt habe bemerkte ich, dass sie mir nicht einmal mehr zuhören wollte und mit den Gedanken wo ganz anders zu sein schien. Nachdem ich ihr ihre Kammer zeigte wollte ich sie darauf hinweisen, dass sie bitte am selbigen Abend bereits bei der Zubereitung des Abendessens helfen sollte, da eine unserer Schwestern erkrankt war, die dies eigentlich übernahm.

Am Nachmittag, als die Schwestern das Abendessen zubereiteten hörte ich lauten Krach aus der Küche. Aurelis war nicht gewillt wirklich zu helfen und hatte mehr Spaß daran die Schwestern zu beleidigen und Lebensmittel durch die Gegend zu werfen. Das Ende vom Lied war es, dass die Schwestern die Küche noch komplett reinigen durften.

Das würde wohl nicht sehr einfach werden mit ihr, aber es ist ja auch erst ihr erster Tag und es bleibt noch einiges an Zeit ihr unsere Gepflogenheiten bei zu bringen.

1. Donnerstag im Scheiding des Jahres 7986

Es wird immer schlimmer mit Aurelis und wir bekommen sie zurzeit schwer unter Kontrolle. Sie hat bereits mehrfach versucht über die Klostermauern zu entkommen, einmal hat sie es sogar geschafft, nur von der Insel kam sie nicht hinunter, was vermutlich vorerst unser Glück ist.
Ich bin auch noch nicht ganz sicher, wie wir sie unter Kontrolle bringen sollen, da wir eigentlich nicht für körperliche Züchtigung bekannt sind. Derzeit habe ich mich erst einmal dazu entschlossen sie des Öfteren in ihrem Zimmer einzusperren auch wenn ich bereits weiß, dass dabei das meiste dann zu Bruch geht, aber soll sie sich ruhig austoben. Vielleicht kommen wir doch noch zu ihr durch. Ich habe mich nun erst einmal dazu entschieden, dass ich die nächste Zeit rund um die Uhr an ihrer Seite sein werde um sie zu lenken und vielleicht auch um ihr zu helfen.

Ich hoffe sehr, dass wir sie bald in gelenkte Bahnen bringen können immerhin ist sie erst vierzehn Sommer alt und sollte durchaus noch lernfähig sein.

2. Erdentag im Nebelung des Jahres 7986

Ich habe nun einige Zeit mit Aurelis verbracht und ich denke, dass wir an einem Punkt angelangt sind an dem wir zurechtkommen miteinander. Jedoch glaube ich, dass es noch einige Zeit dauern wird bis sie auch mit den anderen Schwestern zusammenkommt. Sie hat mir erzählt, dass ihre Eltern im Grunde nie da gewesen sind und sie immer das Gefühl hatte, dass ihre Eltern lieber einen Sohn gehabt hätten der die Ländereien übernimmt und keine Tochter. Sie hat von mir einige Dinge über Merrldyn erfahren und zumindest sagt sie, dass sie das für sich selbst annehmen wird, da sie nicht mehr die Person sein will auf die alle immer nur böse sind und hofft, dass sie es uns im Kloster nun auch angenehmer machen kann.

3. Wassertag im Hartung des Jahres 7987

Aurelis ist nun bereits einige Zeit bei uns und hat einiges erlernen können. Mittlerweile kommt sie mit unseren Schwestern gut zurecht, allerdings muss ich gestehen, dass ich in Ihrer Nähe immer ein seltsames Gefühl im inneren habe, als würde etwas nicht wirklich stimmen, jedoch kann ich nicht genau festhalten warum dies so ist. Ich bin mir unschlüssig, ob ich ihr vertrauen soll oder ob wir sie besser überwachen sollten. Ich denke am Ende aller Tage sollte ich versuchen ihr zu trauen und ich denke, dass wir auch von uns aus langsam zeigen sollten, dass wir ihr trauen, indem wir ihr mehr Freiraum lassen.

Ich überlege sogar, dass wir ihr das zeigen sollten, indem wir sie beim nächsten Mal mit aufs Festland nehmen.

3. Donnerstag im Hornung des Jahres 7987

Auch ich kann Fehler machen… Mit der Entscheidung ihr mehr zu vertrauen habe ich einen großen Fehler begangen.

Wir haben es versucht sie mit aufs Festland zu nehmen und es war einer der größten Fehler, denn grade als die Schwestern mit ihr auf dem Festland ankamen verschwand sie von der Gruppe und niemand wusste genau, wo sie hin ist oder was sie in der Zeit tat. Erst mehrere Stunden später kam sie zurück und schloss sich den Schwestern wieder an. Als man sie danach fragte, wo sie gewesen sei kam von ihr nur die Aussage, dass sie einem kleinen Mädchen geholfen hatte den Weg nach Hause zu finden, dass konnte aber niemand wirklich bestätigen und den Geruch den sie an sich haften hatte deutete auch eher darauf hin, dass sie in einer Taverne gewesen war.

Beim Abendessen, als wir wieder im Kloster waren muss sie mir dann meinen Schlüssel zur Bibliothek geklaut haben in der unsere Reliquien und wichtigsten Schriften lagern, denn in diese Nacht sollte das Schicksal einiger besiegeln.

Was genau in der Nacht geschehen ist vermag ich nicht zu sagen, aber es sah am nächsten Tag sehr danach aus als wären mehrere Personen vor Ort gewesen.

In unserem Innenhof lag eine leblose Schwester. Ein Pfeil traf sie am Kopf vermutlich ehe sie um Hilfe rufen konnte, denn niemand hatte etwas gehört. Aurelis war weg und auch einige der Reliquien fehlten.

Solch ein Fehler wird mir hoffentlich nie wieder passieren.

1. Markttag im Lenzing des Jahres 7987

Es ist nun bereits ein paar Tage her seid Aurelis verschwunden ist und von uns als gefallene Schwester abgestempelt wurde.

Die Eltern haben wir natürlich auch informiert und diese waren nicht gerade begeistert, aber ich konnte sie davon überzeugen, dass wir alles versucht haben was in unserer Macht steht.

Ansonsten haben wir mittlerweile Öfters auf dem Festland vernommen, dass eine sehr junge Person mit zwielichtigen Gestalten unterwegs sein soll und für Unruhen sorgt. Es heißt, dass die Gruppe es auf alte Gegenstände und Schätze abgesehen haben. Sie sollen wohl teilweise auch mit äußerster Brutalität vorgehen und niemand stellt sich Ihnen freiwillig in den Weg.

Vermutlich war Aurelis bereits verloren, als sie bei uns im Kloster angekommen ist. Ich mache niemandem einen Vorwurf, nicht einmal ihren Eltern, aber ich glaube, dass wir hätten sie retten können, wenn sie eher bei uns angelangt wäre.